Wissenswertes aus Bitterfeld-Wolfen
Bernstein ist versteinertes, fossiles Baumharz und gehört zu den ältesten und begehrtesten Schmucksteinen der Welt. Der Name des Steins leitet sich aus dem Niederdeutschen „Börnsteen“ (Brennstein) ab, und ist auf seine Brennbarkeit zurückzuführen. In Griechenland wurde Bernstein als „Elektron“ bezeichnet, da an ihm zum ersten Mal die Elektrizität beobachtet wurde. Bernstein ist auch seit alters her als vielseitiger Heilstein bekannt. So glaubte Thales von Milet, er könne Krankheitserreger fernhalten und Plinius der Ältere schrieb ihm eine fiebersenkende Wirkung zu. Des Weiteren galt er in der Antike als Heilmittel gegen Gicht und Ruhr. Als Amulett getragen, sollte seine Schutzwirkung Unheil abwenden können.
Als Bitterfelder Bernstein wird ein Bernsteinvorkommen bezeichnet, das im Tagebau Goitsche durch den Abbau der Braunkohle freigelegt wurde und dadurch zeitweise bergbaulich genutzt werden konnte. Dieses Bernsteinvorkommen ist die zweitgrößte Bernsteinlagerstätte der Welt. Möglicherweise wurde bereits im 17. Jahrhundert Bernstein bei Bad Schmiedeberg, östlich von Bitterfeld, gefunden. Erst im Jahre 1975 wurde mit der Gewinnung des Bernsteins begonnen. Die Entdeckung der Bernsteinlagerstätte führte zu einer intensiven Suche im gesamten Raum Bitterfeld-Leipzig.
Der Bitterfelder Bernstein ist bekannt für seinen besonderen Reichtum an tierischen Einschlüssen (Inklusen). Bei der Bernsteinverarbeitung wurden wertvolle Inklusen wissenschaftlich selektiert und der musealen Sammlung im Museum für Naturkunde in Berlin zugeführt. Dadurch war es möglich, innerhalb weniger Jahre eine reichhaltige Kollektion zusammenzutragen. Man geht von mehr als 10.000 Stück aus. Es sind Funde aus mehr als 150 Familien aufgelistet, darunter mindestens 22 neue Arten. Schätzungsweise sind in einer Tonne Bernstein der Bitterfelder Lagerstätte etwa 4.500 tierische Inklusen enthalten.
Nach der Einstellung der Braunkohlenförderung im Jahre 1991 wurde mit der Sanierung des Tagebaues begonnen. Mit Beginn der Flutung des Tagebaurestloches musste im Jahre 1993 die Bernsteingewinnung eingestellt werden. Der nördlichste Teil dieses Tagebausees mit dem verbliebenen Rest der Bernsteinlagerstätte ist inzwischen allgemein als „Bernsteinsee“ bekannt. Ob eine Wiederaufnahme der Gewinnung möglich ist, wird derzeit untersucht.